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19. Mai 2023 | Bilanz des „Synodalen Wegs“

Michael Karger kritisiert einen Beitrag von Bernhard Emunds aus den „Stimmen der Zeit“ | Download Dokument


Autor: Michael Karger
Quelle:
Die Tagespost, 19. Mai 2023, S. 14.

In den Stimmen der Zeit (5/2023 Verlag Herder Freiburg) bilanziert Bernhard Emunds, Sozialethiker der Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt, den „Synodalen Weg“, an dem er  teilgenommen hat. Bemerkenswert ist die Kritiklosigkeit, mit der der Verfasser die Mehrheitsmeinung propagiert.

Durch die „strukturellen Ursachen der Missbrauchskrise“ versucht man das apostolische Bischofsamt abzulösen

Dazu gehört zuerst das Festhalten am aufgebauten Schreckensszenario: Die „strukturellen Ursachen der Missbrauchskrise“ seien „die Sakralisierung der Priester als Personen“, „die Abschottung kleiner Zirkel diözesaner Entscheidungsträger“, eine „keuschheitsfixierte Sexualmoral, die für das Verbrecherische sexualisierter Gewalt blind ist“.

Eigentlich geht es dabei um die Abschaffung des Weiheamtes, eine demokratisch gewählte neue Kirchenleitung, bestehend aus Synodalräten, die das personale Verantwortungsprinzip auf der Basis des apostolischen Bischofsamtes ablösen soll, und um die vollständige Abschaffung der geltenden Sexualmoral der Kirche. Dies lässt der Verfasser auch durchblicken: Der „Synodale Weg“ habe „Besonderheiten“ des katholischen Glaubens und der Kirchenstruktur in den Blick genommen, durch die die Kirche in der Moderne „in eine Konstellation unproduktiver Ungleichzeitigkeit“ geraten sei. „Unproduktiv“ bedeutet für die moderne Welt, nicht kompatibel zu sein.

„Ungleichzeitigkeit“ meint: Die Lehre der Kirche enthält störende Ansprüche an den Einzelnen und sein Verhalten. Sobald die Kirche im Sinne des „Synodalen Wegs“ für die Gesellschaft zeitgemäß gleichgeschaltet funktioniert, hätte sie allerdings ihre Daseinsberechtigung aufgegeben. Jedenfalls nach der Lehre ihres Gründers: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr“ (Matthäus 5, 13).

Bischöfe, die sich als persönlich haftende Zeugen für die Wahrheit der katholischen Glaubens- und Sittenlehre verstehen, werden als konservative Hardliner ausgegrenzt

Mit der tendenziösen Verschiebung der Bedeutungen wird der Wandel vollzogen: Statt „ständekirchlicher Sitzordnung“ tagte die Vollversammlung in alphabetischer Reihenfolge. Heißt: Der Repräsentationsgedanke, der mit dem Bischofsamt verbunden ist, stellt per se einen Angriff auf die demokratische Verfassung dar. Bischöfe, die daran festhalten und sich als persönlich haftende Zeugen für die Wahrheit der katholischen Glaubens- und Sittenlehre verstehen, werden als „die konservativen Hardliner“ ausgegrenzt.

Dass die Geschäftsordnung des „Synodalen Wegs“ immerhin ein Mehrheitsvotum der Bischöfe erforderte, wird ebenfalls negativ konnotiert: Die Versammlung habe „unter den höchst asymmetrischen Bedingungen katholischer Hierarchie“ stattgefunden. Damit hat man die kirchliche Ebene verlassen und alles zur politischen Machtfrage gemacht.

Es geht nur noch um Akzeptanz. Um diese zu erreichen, „wurden die meisten Texte entsprechend zugeschnitten“. Moralisch abgekanzelt werden Bischöfe, die, ihrem Gewissen folgend, Texte abgelehnt haben: „Wenig synodal spielten jene (Weih-)Bischöfe ihre Machtkarte (!), die in den langen Beratungsprozessen mit ihrer Position hinter dem Berg hielten, um dann in der Schlussabstimmung gegen Texte zu votieren“.

Unerwähnt bleibt, dass nur über die gezielte Missachtung der grundlegenden demokratischen Errungenschaft der geheimen Abstimmung die Zustimmung zur Schaffung eines Synodalen Ausschusses zur Vorbereitung von Synodalen Räten „erzwungen“ wurde. Minderheiten und Gewissen sind da nicht schützenswert, wenn sie die falsche Gesinnung haben.

Offen gibt der Verfasser zu, dass es in der Versammlung darum ging psychischen Druck auszuüben: Es „entstand Gegenmacht über öffentlichen Druck, allen voran durch die Initiative OutInChurch, und dadurch, dass in der Synodalaula von individueller Betroffenheit authentisch Zeugnis abgelegt wurde“.

Das Festhalten an der schöpfungsgemäßen Geschlechterdifferenz von Mann und Frau wird in die Nähe rechtsradikaler Gesinnung gerückt

Bemerkenswert ist, dass die Aufforderung „die geschlechtliche Identität von inter- und transgeschlechtlichen Menschen anzuerkennen“ durch die Versammlung mit einem Anathem gegen Andersdenkende verbunden wurde: Die Synodalen weisen „die ressentimentgeladene Rede von einer ,Gender-Ideologie‘ zurück“.

Zugleich wird vom Verfasser das Festhalten an der schöpfungsgemäßen Geschlechterdifferenz von Mann und Frau gezielt in die Nähe rechtsradikaler Gesinnung gerückt. Hervorgehoben wird die Forderung der „Zulassung von Frauen (und Personen mit dem Geschlechtseintrag divers) zu Diakonat und Priestertum“.

Hier wird die bleibende Wahrheit der Zuordnung des Weihesakraments an Männer deutlich: Zuerst wird die Bedeutung des Geschlechts für die Ausübung eines funktional verstandenen Amtes für unerheblich erklärt. Damit aber nicht genug. Die Geschlechterdifferenz als solche wird geleugnet und die Geschlechtszugehörigkeit unabhängig von natürlicher und schöpfungsmäßiger Vorgegebenheit zu einer jederzeit revidierbaren Wahlmöglichkeit des autonomen Subjekts erklärt.

Welch autoritäres System mit der geplanten Einführung der Synodal-Räte-Herrschaft auf die deutschen Katholiken zukommen wird, macht die Abrechnung des Verfassers mit der „kleinen bischöflichen Minderheit“ deutlich, die auf eine Anfrage hin die Klarstellung der Kurie erhielt, in der der deutschen Ortskirche auf nationaler, diözesaner und pfarrlicher Ebene die Zuständigkeit abgesprochen wurde, Synodale Räte einzurichten:

„Dass einzelne Bischöfe einer Ortskirche ekklesial-denunziatorisch der römischen Zentrale Meldung machen und dass diese das positiv aufgreift, um mit detaillierten Verboten in die betreffende Ortskirche hineinzuregieren, beißt sich mit Franziskus‘ Programm weltkirchlicher Synodalität.“

Für den Verfasser hängt alles davon ab, dass es dem Synodalen Ausschuss gelingt, den nationalen Synodalrat „so zu etablieren, dass es nicht zu einem römischen Veto kommt“. Ignoriert wird dabei, dass dieses Veto im Auftrag des Papstes bereits ausgesprochen worden ist. Auch die Weltkirche soll am deutschen Wesen genesen durch „dauerhafte Veränderungen in der katholischen Glaubens- und Sittenlehre“.


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