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02. Februar 2021 | Synodalität und Primat gehören zusammen

Mit Blick auf das Jubiläum des ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa: Was Katholiken von der Orthodoxie und was Orthodoxe vom Petrusdienst der katholischen Kirche lernen können | Download Dokument


Autor: Kurt Kardinal Koch
Quelle:
VATIKANmagazin Heft 2 Februar 2021

 Die gesamte Christenheit geht auf ein großes Jubiläum zu. Im Jahre 2025 werden wir den 1700. Jahrestag des Ersten Ökumenischen Konzils in der Geschichte der Kirche begehen, das im Jahre 325 in Nizäa stattgefunden hat. Dieses bedeutende Ereignis ist gewiss auch von vielen historischen Bedingtheiten geprägt gewesen. Dazu gehört in erster Linie, dass dieses Konzil von einem Kaiser, genauer von Kaiser Konstantin einberufen worden ist. 

Dies ist freilich nur zu verstehen vor dem geschichtlichen Hintergrund: In der damaligen Christenheit war ein heftiger Streit darüber entbrannt, wie das christliche Bekenntnis zu Jesus Christus als dem Sohne Gottes mit dem ebenso christlichen Glauben an einen einzigen Gott vereinbart werden könne. In diesem Streit erblickte der Kaiser eine große Gefahr für seinen Plan, die Einheit des Reiches auf dem Fundament der Einheit des christlichen Glaubens zu festigen. 

In der beginnenden Kirchenspaltung nahm der Kaiser deshalb in erster Linie ein politisches Problem wahr. Auf der anderen Seite war er jedoch weitsichtig genug, um einzusehen, dass die Einheit der Kirche nicht auf politischem, sondern nur auf religiösem Weg zu erreichen sein wird. Um die einander bekämpfenden Gruppierungen zu vereinigen, berief Kaiser Konstantin das Erste Ökumenische

Konzil in die kleinasiatische Stadt Nizäa in der Nähe der von ihm gegründeten Metropole Konstantinopel ein. Vor diesem geschichtlichen Hintergrund leuchtet die große Bedeutung des Ersten Ökumenischen Konzils erst recht auf. 

Es hat nicht nur das vom alexandrinischen Theologen Arius propagierte Modell eines strikt philosophischen Monotheismus, dem gemäß Christus nur in einem uneigentlichen Sinn „Sohn Gottes“ sein konnte, mit dem Glaubensbekenntnis zurückgewiesen, dass Jesus Christus als Sohn Gottes „wesengleich mit dem Vater“ ist. Dieses Bekenntnis ist zur Grundlage des gemeinsamen christlichen Glaubens geworden, zumal das Konzil von Nizäa in einer Zeit stattgefunden hat, in der die Christenheit noch nicht von den vielen späteren Spaltungen verwundet war. Das Bekenntnis des Konzils verbindet deshalb auch heute noch alle christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften und ist deshalb in seiner ökumenischen Bedeutung nicht zu unterschätzen. 

Denn für die ökumenische Wiedergewinnung der Einheit der Kirche ist die Übereinstimmung im wesentlichen Inhalt des Glaubens erforderlich, und zwar nicht nur zwischen den heutigen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, sondern auch die Übereinstimmung mit der Kirche der Vergangenheit und vor allem mit ihrem apostolischen Ursprung. Das 1700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nizäa wird von daher eine günstige Gelegenheit sein, dieses Konzils in ökumenischer Gemeinschaft zu gedenken und sich seines christologischen Bekenntnisses erneut zu vergewissern.

Synodalität als ökumenische Herausforderung

Noch in einer weiteren Hinsicht ist dem Konzil von Nizäa eine große ökumenische Bedeutung eigen. Es dokumentiert die Art und Weise, mit der strittige Fragen in der Kirche auf einem Konzil synodal beraten und entschieden werden. Darauf weist bereits das Wort hin, denn „Synode“ ist zusammengesetzt aus den griechischen Begriffen „hodos“ (Weg) und „syn“ (mit) und bringt zum Ausdruck, dass ein Weg gemeinsam gegangen wird. Im christlichen Sinn bezeichnet das Wort den gemeinsamen Weg der Menschen, die an Jesus Christus glauben, der sich selbst als „Weg“ offenbart hat, genauer als „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14, 6). 

Die christliche Religion wurde deshalb ursprünglich als „Weg“ und die Christen, die Christus als Weg nachfolgen, wurden als „Anhänger des Weges“ bezeichnet (Apg 9, 2). In diesem Sinne konnte Johannes Chrysostomos erklären, „Kirche“ sei ein Name, „der für einen gemeinsamen Weg steht“, und Kirche und Synode seien „Synonyme“. Das Wort „Synodalität“ ist deshalb genau so alt und grundlegend wie das Wort „Kirche“. 

Im Konzil von Nizäa darf man von daher den gesamtkirchlichen Beginn der synodalen Art und Weise der Entscheidungsfindung in der Kirche erblicken. Dabei handelt es sich wiederum um eine Erkenntnis, die in ökumenischer Hinsicht von grundlegender Bedeutung ist, wie zwei wichtige neuere Dokumente belegen: Vor wenigen Jahren hat die Kommission für Glauben und

Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen die Studie „Die Kirche auf dem Weg zu einer gemeinsamen Vision“ vorgelegt, mit der eine multilaterale und ökumenische Vision vom Wesen, von der Bestimmung und der Sendung der Kirche angestrebt wird. 

In dieser Studie wird als ökumenisch gemeinsame ekklesiologische Aussage festgehalten: „Die gesamte Kirche ist auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens – lokal, regional und universal – synodal / konziliar unter der Leitung des Heiligen Geistes. In der Eigenschaft der Synodalität beziehungsweise Konziliarität spiegelt sich das Geheimnis des trinitarischen Lebens Gottes wider, und die Strukturen der Kirche verleihen dieser Eigenschaft Ausdruck, um das Leben der Gemeinschaft als Gemeinschaft zu verwirklichen.“ 

Diese Sicht wird auch geteilt von der Internationalen Theologischen Kommission in ihrem Grundsatzdokument „Die Synodalität in Leben und Sendung der Kirche“. Darin wird mit Freude konstatiert, der ökumenische Dialog sei so weit vorangeschritten, dass er in der Synodalität „eine Offenbarungsdimension des Wesens der Kirche“ erkennt, indem es sich dabei um die Annäherung an die „Auffassung von der Kirche als koinonia“ handelt, „die sich in jeder Ortskirche und in ihrer Beziehung zu den anderen Kirchen verwirklicht, und zwar durch spezifische Strukturen und synodale Prozesse“. 

Synodal auf den Heiligen Geist hören

In dieser ökumenischen Sinnrichtung spricht sich auch Papst Franziskus stark für die Förderung von synodalen Prozessenund Vorgängen in der katholischen Kirche aus. Denn er ist überzeugt, dass den Weg der Synodalität entschieden zu gehen und zu vertiefen das ist, „was Gott sich von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet“. In erster Linie geht es ihm dabei allerdings nicht um Strukturen und Institutionen, sondern um die spirituelle Dimension der Synodalität, in der die

Rolle des Heiligen Geistes und das gemeinsame Hören auf ihn von grundlegender Bedeutung sind: „Wir hören, wir diskutieren in Gruppen, aber vor allem anderen achten wir darauf, was der Geist uns zu sagen hat.“ 

Von dieser starken Geist-lichen Akzentuierung her versteht man auch den Unterschied zwischen Synodalität und demokratischem Parlamentarismus, den Papst Franziskus immer wieder stark unterstreicht. Während das demokratische Verfahren vor allem der Ermittlung von Mehrheiten dient, ist Synodalität ein geistliches Geschehen, das sein Ziel darin findet, in den Glaubensüberzeugungen und in den daraus fließenden Lebensweisen des einzelnen Christen und der kirchlichen Gemeinschaft auf dem Weg der Unterscheidung tragfähige und überzeugende Einmütigkeit zu finden. 

Die Synode ist deshalb „kein Parlament, wo man sich auf Verhandlungen, auf die Aushandlung von Absprachen oder Kompromissen stützt, um einen Konsens oder eine gemeinsame Vereinbarung zu erreichen. Die einzige Methode der Synode ist dagegen, sich mit apostolischem Mut, evangeliumsgemäßer Demut und vertrauensvollem Gebet dem Heiligen Geist zu öffnen, damit er es sei, der uns führt.“

Von daher versteht es sich, dass im Vordergrund des Interesses von Papst Franziskus die Vertiefung der Einsicht steht, dass Synodalität eine elementare Wesensstruktur der katholischen Kirche ist: „Kirche zu sein bedeutet, Gemeinschaft zu sein, die gemeinsam unterwegs ist. Es genügt nicht, einen Synod zu haben, man muss Synode sein. Die Kirche braucht einen tiefen inneren Austausch: einen lebendigen Dialog zwischen den Hirten sowie zwischen den Hirten und den Gläubigen.“ Damit ist auch evident, dass Synodalität keinen Gegensatz zur hierarchischen Struktur der Kirche darstellt, sondern dass vielmehrSynodalität und Hierarchie sich wechselseitig fordern wie fördern. Die Synodalität als konstitutive Dimension der Kirche bildet deshalb den „geeignetsten Interpretationsrahmen für das Verständnis des hierarchischen Dienstes selbst“, insofern diejenigen, die Autorität in der Kirche ausüben, „im ursprünglichen Sinn des Wortes ,minister’ genannt“ werden. 

Dies gilt in den Augen von Papst Franziskus auch und gerade für den petrinischen Primat selbst, der in einer synodalen Kirche besser geklärt werden kann: „Der Papst steht nicht allein über der Kirche, sondern er steht in ihr als Getaufter unter den Getauften, im Bischofskollegium als Bischof unter den Bischöfen und ist – als Nachfolger des Apostels Petrus – zugleich berufen, die Kirche von Rom zu leiten, die in der Liebe allen Kirchen vorsteht“.

Damit ist auch die ökumenische Dimension der kirchlichen Synodalität in der Sicht von Papst Franziskus offenkundig. Denn für ihn stellt eine „sorgfältige Untersuchung, wie im Leben der Kirche das Prinzip der Synodalität und der Dienst dessen, der den Vorsitz hat, zum Ausdruck kommen“, einen wichtigen Beitrag zur ökumenischen Versöhnung zwischen den christlichen Kirchen dar. Das theologische und pastorale Bemühen, eine synodale Kirche aufzubauen, enthält deshalb reicheAuswirkungen auf die Ökumene, wie Papst Franziskus mit dem Grundprinzip des ökumenischen Dialogs verdeutlicht, das im Austausch von Gaben besteht, in dem wir von den anderen lernen können. 

In solchem Austausch geht es vor allem darum, das, was der Heilige Geist in den anderen Kirchen gesät hat, „als ein Geschenk aufzunehmen, das auch für uns bestimmt ist“ In diesem Sinn hebt Papst Franziskus hervor, dass wir Katholiken im Dialog mit den orthodoxen Brüdern die Möglichkeit haben, „etwas mehr über die Bedeutung der bischöflichen Kollegialität und ihre Erfahrung der Synodalität zu lernen“. Da damit das Kernthema des katholisch-orthodoxen Dialogs angesprochen ist, soll die ökumenische Dimension der Synodalität anhand dieses wichtigen Dialogs noch etwas konkretisiert werden.

Synodalität und Primatialität im katholischorthodoxen Dialog

In diesem Dialog konnte ein bedeutender Schritt getan werden auf der Vollversammlung der Gemischten Internationalen Kommission in Ravenna im Jahre 2007, auf der das Dokument verabschiedet worden ist: „Ekklesiologische und kanonische Konsequenzen der sakramentalen Natur der Kirche. Kirchliche Communio, Konziliarität und Autorität“. In diesem Dokument wird zunächst eine theologische Klärung der Begriffe „Konziliarität“ und „Autorität“, beziehungsweise „Synodalität“ und „Primatialität“ vorgenommen. 

Dann wird gezeigt, dass sich Synodalität und Primatialität auf den drei elementaren Ebenen des kirchlichen Lebens aktualisieren, nämlich auf der lokalen Ebene der Ortskirche, der regionalen Ebene, auf der mehrere benachbarte Ortskirchen miteinander verbunden sind, und auf der universalen Ebene der auf der ganzen bewohnten Erde verbreiteten Kirche, die alle Ortskirchen umfasst. In einem weiteren Schritt wird dargetan, dass Synodalität und Primatialität auf allen Ebenen des Lebens der Kirche in dem Sinne wechselseitig voneinander abhängig sind, dass der Primat immer im Kontext von Synodalität und Synodalität im Kontext des Primats betrachtet und verwirklicht werden müssen. 

Dies bedeutet konkret, dass es auf allen Ebenen auch einen protos, beziehungsweise eine kephale, also ein Haupt, einen Ersten, geben muss: Auf der lokalen Ebene ist der Bischof in Beziehung zu den Priestern und zum ganzen Volk Gottes der protos in seiner Diözese; auf der regionalen Ebene ist der Metropolit der protos in der Beziehung zu den Bischöfen in seiner Provinz; und auf der universalen Ebene ist der Bischof von Rom in der Beziehung zur Vielzahl der Ortskirchen der protos, während in den orthodoxen Kirchen eine analoge Aufgabe dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel zukommt.

Abschließend bringt das Dokument die Überzeugung der Kommission zum Ausdruck, dass die dargebotenen Reflexionen über kirchliche Communio, Konziliarität und Autorität einen „positiven und bedeutsamen Fortschritt in unserem Dialog“ darstellen und eine „feste Basis für künftige Diskussion über die Frage des Primats auf der universalen Ebene der Kirche“ bieten.

Dass beide Dialogpartner zum ersten Mal gemeinsam erklären konnten, dass die Kirche auf allen Ebenen und damit auch auf der universalen Ebene synodal strukturiert ist und einen protos braucht, stellt einen Meilenstein im katholischorthodoxen Dialog dar. Damit dieser verheißungsvolle Schritt in eine gute Zukunft führen kann, muss im ökumenischen Dialog das Verhältnis zwischen Synodalität und Primat weiter vertieft werden. Dabei kann es nicht darum gehen, einen Kompromiss auf dem kleinstmöglichen gemeinsamen Nenner anzuvisieren. 

Es müssen vielmehr die jeweiligen starken Seiten beider kirchlicher Gemeinschaften miteinander ins Gespräch gebracht werden, wie dies der orthodox-katholische Arbeitskreis St. Irenäus in seiner Studie „Im Dienst an der Gemeinschaft“ in synthetischer Weise ausgesprochen hat: „Vor allem müssen die Kirchen danach streben, ein besseres Gleichgewicht zwischen Synodalität und Primat auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens zu erreichen, und zwar durch eine Stärkung synodaler Strukturen in der katholischen Kirche und durch die Akzeptanz eines gewissen Primats innerhalb der weltweiten Gemeinschaft der Kirchen in der orthodoxen Kirche.“

Ökumenische Versöhnung von Synodalität und Primatialität

Es ist somit Lernbereitschaft auf beiden Seiten notwendig. Auf der einen Seite muss die katholische Kirche eingestehen, dass sie in ihrem Leben und in ihren ekklesialen Strukturen noch nicht jenes Maß an Synodalität entwickelt hat, das theologisch möglich und notwendig wäre, und dass eine glaubwürdige Verbindung des hierarchischen und des synodal-communialen Prinzips eine wesentliche Hilfe für das weitere ökumenische Gespräch mit der Orthodoxie darstellen würde. In der Verstärkung der Synodalität darf man ohne Zweifel den wichtigsten Beitrag der katholischen Kirche für die ökumenische Anerkennung des Primats sehen. 

Besonderer Nachholbedarf besteht dabei vor allem auf der regionalen Ebene. Sie ist in den orthodoxen Kirchen stark entwickelt, insofern die Metropoliten nach wie vor jene wichtige Verantwortung wahrnehmen, die ihnen bereits in den frühen Jahrhunderten zugekommen ist und hinsichtlich derer gewichtige Entscheidungen im Ersten Ökumenischen Konzil von Nizäa 325 und im Vierten Ökumenischen Konzil von Chalkedon 451 vorliegen. 

Zu denken ist dabei auch an den berühmten Apostolischen Kanon 34, der in der frühen Kirche sowohl in Ost als auch in West anerkannt gewesen ist, der die Beziehungen zwischen den Ortskirchen einer Region regelt und von einem sensiblen Zusammenspiel von Synodalität und Primatialität geprägt ist: „Die Bischöfe jeder Provinz müssen den anerkennen, der unter ihnen der Erste ist, und ihn als ihr Haupt betrachten und nichts Wichtiges ohne seine Zustimmung tun; jeder Bischof soll nur das tun, was seine eigene Diözese und die von ihr abhängigen Gebiete betrifft. Aber der Erste kann nichts tun ohne die Zustimmung aller. 

Denn auf diese Weise wirdEintracht herrschen und Gott wird gepriesen werden durch den Herrn im Heiligen Geist.“ Dem gegenüber besteht in der katholischen Kirche auf der regionalen Ebene der Kirchenprovinzen und der kirchlichen Regionen, der Partikularkonzilien und der Bischofskonferenzen Nachholbedarf, wie Papst Franziskus feststellt: „Wir müssen nachdenken, um durch diese Organismen die Zwischeninstanzen der Kollegialität noch mehr zur Geltung zu bringen, eventuell durch Integration und Aktualisierung einiger Aspekte der alten Kirchenordnung.“

Auf der anderen Seite wird man von den orthodoxen Kirchen erwarten dürfen, dass sie im ökumenischen Dialog lernen, dass ein Primat auch auf der universalen Ebene nicht nur möglich und theologisch legitim, sondern auch notwendig ist.

Die innerorthodoxen Spannungen, die vor allem bei der „Heiligen und Grossen Synode“ von Kreta im Jahre 2016 deutlich zum Ausdruck gekommen sind, dürften es nahelegen, über ein Amt der Einheit auch auf der universalen Ebene der Kirche nachzudenken, das freilich mehr sein muss als ein reiner Ehrenprimat, sondern auch jurisdiktionelle Elemente einschließen muss. 

Ein solcher Primat würde keineswegs im Gegensatz zu einer eucharistischen

Ekklesiologie stehen, sondern wäre mit ihr kompatibel, wie der orthodoxe Theologe und Metropolit John D. Zizioulas immer wieder in Erinnerung gerufen hat.

Eucharistische Natur von Synodalität und Primat

Den Primat des Bischofs von Rom betrachten wir Katholiken als Geschenk des Herrn an seine Kirche und sehen deshalb in ihm auch ein Angebot an die ganze Christenheit auf dem Weg des Wiederfindens und des Lebens der Einheit. Um dies glaubwürdig dartun zu können, muss auf katholischer Seite weiter vertieft werden, dass der Primat des Bischofs von Rom nicht allein eine juridische und schon gar nicht rein äußerliche Zutat zur eucharistischen Ekklesiologie darstellt, sondern in ihr selbst begründet ist. Denn die Kirche, die sich als weltweites Netz von Eucharistiegemeinschaften versteht, braucht auch auf der universalen Ebene einen vollmächtigen Dienst an der Einheit. 

Der Primat des Bischofs von Rom ist deshalb, wie Papst Benedikt XVI. eingehend gezeigt hat, letztlich nur von der Eucharistie her zu verstehen, genauer als Primat in der Liebe im eucharistischen Sinn, der in der Kirche um eine Einheit besorgt ist, die eucharistische Gemeinschaft ermöglicht und glaubwürdig verhindert, dass ein Altar gegen einen anderen Altar gestellt wird.

Von daher zeigt sich, dass nicht nur Primatialität, sondern auch Synodalität eine zutiefst liturgisch-eucharistische Natur aufweisen. Dass Kirche als Synode vor allem dort lebt, wo sich Christen zur Feier der Eucharistie versammeln, macht sichtbar, dass das tiefste Wesen der Kirche als Synode die eucharistische Versammlung ist, wie die Internationale Theologische Kommission mit Recht hervorhebt: „Der synodale Weg der Kirche wird von der Eucharistie gestaltet und genährt.“ 

Denn Synodalität findet ihren Ursprung ebenso wie ihren Höhepunkt in der bewussten und aktiven Teilnahme an der eucharistischen Versammlung und weist insofern eine elementare geistliche Dimension auf. Dies kommt auch heute noch darin zu sichtbarem Ausdruck, dass synodale Versammlungen wie Konzilien und Bischofssynoden mit der Feier der Eucharistie und der Inthronisation des Evangeliums eröffnet zu werden pflegen, wie es bereits von den Konzilien von Toledo im siebten Jahrhundert bis hin zum im Jahre 1984 verabschiedeten „Zeremoniale für die Bischöfe“ vorgeschrieben ist.

Die synodale Tradition der Christenheit enthält ein reiches Erbe, das es zu revitalisieren gilt. Es ist deshalb ein wichtiges Zeichen, dass Papst Franziskus entschieden hat, die Vollversammlung der Bischofssynode im Jahre 2022 der Synodalität selbst zu widmen: „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission“. Diese Synode wird nicht nur ein wichtiges Ereignis in der katholischen Kirche sein, sondern auch eine bedeutende ökumenische Botschaft enthalten, da Synodalität ein Thema ist, das auch die Ökumene intensiv bewegt.


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